Euro-Geldscheine und Euro-Münzen sind abgebildet. Sie stehen für die Kürzungen im Bundeshaushalt, die die Integrationsdienste der Regionalen Diakonie massiv gefährdet.
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Regionale Diakonie lädt politisch Verantwortliche zum Gespräch

Kürzungen im Bundeshaushalt gefährden Integrationsangebote und Demokratieförderung

RDB, BENSHEIM. „Wir laden Sie herzlich ein, um Ihnen den Nutzen unserer Arbeit, unsere Arbeitsweise, unsere engagierten Kolleginnen und Kollegen vorzustellen.“ Mit diesen Worten wandte sich Tobias Lauer, Leiter der Regionalen Diakonie Bergstraße, an die Landtags- und Bundestagsabgeordneten.

Der Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2024 sieht einschneidende Kürzungen im Sozialbereich vor. Laut der Regionalen Diakonie sind eine Reihe wirksamer Angebote in wichtigen Zukunftsfeldern unserer Gesellschaft dramatisch gefährdet. Sollten die Kürzungen, wie im Haushaltsentwurf vorgesehen umgesetzt werden, könnten allein im Kreis Bergstraße mehrere hundert Ratsuchende Menschen nicht mehr unterstützt werden. Besonders betroffen wären Menschen, die aufgrund von Migrationserfahrungen Unterstützung beim Zugang zu Bildung, zum Arbeitsmarkt oder in aufenthaltsrechtlichen Fragen benötigen. Dies betrifft Menschen mit Fluchterfahrung ebenso wie ausländische Fachkräfte innerhalb und außerhalb der Europäischen Union. Auch die Demokratieförderung an Schulen durch die Angebote der Respekt Coaches wäre betroffen. Gerade Integration und Demokratieförderung sind für unsere Gesellschaft wichtiger denn je.

Jugendmigrationsdienst (JMD) und Respekt Coaches (RC)

Die Jugendmigrationsdienste beraten und begleiten junge Menschen aus verschiedenen Nationen mit individueller Förderung und Gruppenangeboten Sie legen großen Wert auf eine intensive Vernetzung mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Integrationskursträgern und Einrichtungen der Jugendhilfe gelegt.  Ziel ist eine gute Integration und Vermittlung in den Arbeitsmarkt. Im Jahr 2022 wurden bundesweit über 120.000 junge Menschen durch den JMD unterstützt.
Das Programm Respekt Coaches (RC) ergänzt die JMD-Arbeit um Demokratiebildung und Extremismus-Prävention an Schulen. Fachkräfte begleiten Jugendliche an Schulen, bieten Gruppenangebote und stärken Gemeinschaft, gegenseitiges Verständnis und Toleranz. Bundesweit haben 400 Fachkräfte an rund 600 Schulen mit den Angeboten rund 160.000 junge Menschen erreicht.

Gravierende Folgen für die Region

Für den JMD und das RC Programm stehen im Jahr 2024 Kürzungen von mehr als einem Drittel im Vergleich zum Jahr 2023 im Raum.
Die extreme Kürzung des Programms der Jugendmigrationsdienste würde die Integrationsleistungen für junge Menschen massiv einschränken und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter gefährden. Die Arbeit der Respekt Coaches müsste zum Jahresende 2023 sogar komplett eingestellt werden.
Für die Regionale Diakonie Bergstraße bedeutet dies, dass das Programm der Respekt Coaches an der Alexander-von-Humboldt-Schule Viernheim, der Elisabeth-Selbert-Schule Lampertheim sowie der Alfred-Delp-Schule in Lampertheim beendet werden müsste. Demokratieförderung, Anti-Mobbing-Arbeit und Extremismus-Prävention könnten hier zukünftig nicht mehr stattfinden.

Migrationsberatung für Erwachsene

Die Migrationsberatung ist ein seit vielen Jahren bewährtes Angebot, um den Start in Deutschland zu erleichtern und Orientierung zu geben. Insbesondere Menschen, die als Fachkräfte aus dem Ausland für den deutschen Arbeitsmarkt angeworben werden, benötigen längerfristige Unterstützung. Die sprachliche und gesellschaftliche Integration braucht Zeit und gezielte Hilfsangebote. Die gut funktionierende Struktur der MBE würde durch die angekündigten Kürzungen nachhaltig und substantiell beschädigt.
Ein Klient beschrieb seine Erfahrung im MBE so: “Sie haben mich in den vergangenen Monaten so sehr unterstützt, die Termine bei Ihnen haben mir viel Kraft gegeben. Ich weiß gar nicht, wie ich ohne Ihre Unterstützung durch diese schwere Zeit gekommen wäre.”
Und auch dieser Klientin konnte umfassend geholfen werden: “Bei Ihnen habe ich das Gefühl, dass ich endlich mal verstanden werde und sich jemand für mich interessiert. Ich werde nicht verurteilt.” Weitere Stimmen von Menschen, die verzweifelt nach Unterstützung suchen, ließen sich anführen. Die Migrantinnen und Migranten benötigen langfristige Unterstützung, um in Deutschland Fuß fassen zu können. Integrierte Menschen mit Migrationshintergrund sind auf Dauer eine wertvolle Stütze für unsere Gesellschaft.

Parteiübergreifend informieren sich die Bergsträßer Bundes- und Landtagsabgeordneten über die Situation vor Ort und die Wirkung der Angebote.  An sie richtete Lauer seine eindringliche Bitte: „Um unserem Auftrag und der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, bitten wir Sie, sich in Ihrer Fraktion und in Ihrer Partei für den Erhalt der Programme und Angebote einzusetzen – für diese zentrale Arbeit bei uns vor Ort so und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wenn die Angebote wegfallen, werden am Ende die Herausforderungen vor Ort in den Städten und Gemeinden größer.“

Quelle: RDB (KM), 15.09.2023
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https://www.diakoniebergstrasse.de/?s=JMD

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